Ein Projekt, das aus der Zeit gefallen ist: Warum «Grünes Gallustal» die Teilspange ablehnt

Der Bund, die Kantone St.Gallen und Appenzell Ausserrhoden sowie die Stadt St.Gallen planen einen 1,5 Milliarden Franken schweren Ausbau der städtischen Autobahn: Die «Engpassbeseitigung» besteht aus einer 3. Röhre im Rosenberg, der Teilspange (Autobahnzubringer Güterbahnhof und Liebegg-Tunnel) sowie der Unterhaltsplanung UPlaNS). Die Folgen der Teilspange auf das Ortsbild und die Naturlandschaft Wattbach sind erheblich. Grünes Gallustal hat die Gelegenheit bei der soeben abgelaufenen Mitwirkung genutzt, um seine Gründe für die dezidierte Ablehnung darzulegen. Insgesamt erweist sich die Teilspange als eine Stadt- und Naturzerstörung von grossem Ausmass. Das ist in Zeiten der Klima- und Biodiversitätskrise nicht nachvollziehbar.

So soll der «Problemknoten» an der St.Leonard-Brücke dereinst aussehen (Visualisierung: Kanton St.Gallen / sg.e-mitwirkung.ch).

Worum geht es?

Die Kantone St.Gallen und Appenzell Ausserrhoden sowie die Stadt St.Gallen haben das Vorprojekt für den Liebegg-Tunnel und die Anschlüsse an die Stadt erarbeitet. Das Bundesamt für Strassen ASTRA führt das Gesamtprojekt, das sich aus drei Teilprojekten zusammensetzt: Eine 3. Röhre im Rosenbergtunnel, einen Autobahnzubringer beim Güterbahnhof samt einem Liebegg-Tunnel («Teilspange») und die Unterhaltsplanung UPlaNS.

Was ist die Rolle von «Grünes Gallustal»?

Der Kanton St.Gallen lud die Bevölkerung, Verbände und Organisationen zur öffentlichen Mitwirkung ein. Auch «Grünes Gallustal» hat die Chance genutzt, eine Expertenmeinung zu den Teilprojekten Liebegg-Tunnel und Anschluss Güterbahnhof einzugeben. Die Überlegungen möchten wir mit unseren Leserinnen und Lesern teilen (siehe auch unsere detaillierten Erläuterungen im PDF).

Warum ist das Projekt ein Angriff auf die Biodiversität?

Das Klima erwärmt sich, die Biodiversität schwindet: Das sind die beiden grossen, vom Menschen verursachten Umwelt-Herausforderungen mit massiven ökologischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Konsequenzen. Der Zustand der Biodiversität im Siedlungsraum der Stadt St.Gallen ist besorgniserregend. Die Studie «Grünes Gallustal», die im Auftrag der Schutzverbände erarbeitet wurde, zeigt in 14 Massnahmen auf, wie die Biodiversität in der Stadt erhalten, gestärkt und erneuert werden kann.

Welche Massnahmen von «Grünes Gallustal» werden mit dem Projekt verhindert?

Der Autobahnzubringer Güterbahnhof und der Liebegg-Tunnel verhindern oder beeinträchtigen folgende Massnahmen:

Welche Verantwortung hat die Stadt?

Die Stadt St.Gallen hat einen dringenden Handlungsauftrag: Sie muss die Natur verstärkt in den Siedlungsraum einbinden und Mensch und Natur schützen. Diese Pflicht stützt sich auf Bundesvorgaben zum ökologischen Ausgleich, zur Klimaanpassung und zur Siedlungsqualität. Als urbanster Raum des Kantons trägt St.Gallen eine besondere Verantwortung. Ausserdem hat sich der Stadtrat dafür ausgesprochen, die 14 Massnahmen von «Grünes Gallustal» sukzessive umzusetzen.

Warum lehnt «Grünes Gallustal» den Zubringer Güterbahnhof und den Liebegg-Tunnel ab?

Sollte die Teilspange umgesetzt werden, hat das eine Stadtzerstörung in weiten Teilen der Stadt zur Folge, insbesondere im Bereich Güterbahnhof. Auch die Wattbach-Landschaft wird durch den Liebegg-Tunnel erheblich beeinträchtigt. Die Stadtentwicklung und die dringend nötige ökologische Infrastruktur werden um Jahrzehnte verhindert oder beeinträchtigt. Die Kosten des Infrastrukturprojekts sind enorm und kaum abschätzbar, die 10-jährige Bautätigkeit ist sehr belastend.

Schliesslich dient die Teilspange vornehmlich dem ausserkantonalen motorisierten Verkehr. «Grünes Gallustal» lehnt die Projektteile «Anschluss Güterbahnhof» und «Tunnel Liebegg» dezidiert ab:

  • Sie beeinträchtigen Natur und Landschaft sowie das Ortsbild erheblich.

  • Es gibt geeignetere Massnahmen, um die Stadt vom Verkehr zu entlasten und den Engpass zu beseitigen.

  • Vor dem Hintergrund der Biodiversitätskrise und der Klimaerwärmung verunmöglicht das Projekt die dringend notwendige ökologische Durchgrünung der Stadt.

  • Das Areal Güterbahnhof kann sich nicht zu einem hochwertigen, neuen Stadtquartier mit Anschluss an die Innenstadt entwickeln.

  • Mehr Strassen bedeuten mehr Verkehr. Die Projekte nützen wenigen ausserkantonalen Verkehrsteilnehmenden, während sie die Menschen, die in der Stadt wohnen, stärker mit Lärm und Luftschadstoffen belasten.

Willst du unsere Überlegungen im Detail kennen? In diesem Dokument (PDF) erfährst du mehr.

Informationen des Kantons St.Gallen zur Engpassbeseitigung findest du auf dieser Website.

Die Mitwirkung war bis 8. Januar 2024 hier möglich.