Bundesrat bekämpft Schotterflächen

«Keine Schotterflächen mehr!» sagt der Bundesrat. Denn diese mit Kies und Steinen bedeckten Böden können nicht atmen, tragen zur Überhitzung bei und verhindern die Biodiversität in der Stadt.

Der Bahnhof Nord heute: Schotterflächen dominieren das Bild (Foto: GSI Architekten AG).

Der Bundesrat hat an seiner Sitzung vom 16. Dezember 2022 den Bericht «Stopp der Verschotterung von Grünflächen» gutgeheissen (siehe Mitteilung). Er will Behörden und Bevölkerung sensibilisieren, den Siedlungsraum naturnah zu gestalten und Grünflächen nicht in «Schottergärten» zu verunstalten.

Schotterflächen tragen zur Überhitzung der Städte bei und verhindern die Artenvielfalt. Grünflächen hingegen wirken mit ihren Pflanzen kühlend. Bäume und Sträucher spenden Schatten, die Böden können das Regenwasser aufnehmen und es verdunsten (siehe auch Schwammstadt St.Gallen). Kleintiere, Insekten und Vögel fühlen sich in diesem Lebensraum wohl.

Der Ball ist bei den Gemeinden und Städten

Dass der Bundesrat für den Erhalt von Grünräumen kämpft, ist erfreulich. Nun müssen aber die Gemeinden und Städte ihre Bau- und Nutzungsordnungen anpassen.

Der Bundesrat empfiehlt, dass Baugesuchsteller auch eine Aussenraum- und Umgebungsgestaltung erarbeiten müssen und dass Schotterflächen nicht mehr der Grünflächenziffer angerechnet werden dürfen. Er will auch finanzielle Anreize setzen, damit Städte und Gemeinden die naturnahe Gestaltung des Siedlungsraums fördern.

Der Bahnhof Nord, wie er in Zukunft aussehen könnte: Bäume spenden Schatten, es spriessen Gräser, Büsche und Blumen, die Autos verschwinden im Untergrund (Visualisierung: GSI Architekten AG).

Es mangelt nicht an Ideen

Grünes Gallustal begrüsst die Stossrichtung des Bundes. Die Studie schlägt unter anderem vor:

  • Ein Grünkorridor durch die Stadt, entlang den Bahngleisen. Hier werden Schotterflächen in Grünflächen verwandelt und wertvolle Aufenthaltsräume geschaffen (siehe M12 Grünes Ufer).

  • Privatgärten von eintönigen Rasenflächen, Plattenbelägen, immergrünen Hecken und Steingärten befreien. Stattdessen entsteht ein artenreiches Ensemble aus heimischen Hochstauden, Sträuchern und Bäumen (siehe M6 Gartenstadt).

  • Schotterflächen aufbrechen und Mikro-Grünräume an Strassen, Kreuzungen, auf Parkplätzen oder bei Hauseingängen schaffen. Sieht schöner aus und bietet Lebensraum!

Private machen vorwärts

Private können viel bewirken, indem sie umdenken und ihren Garten naturnaher gestalten. Dieser Hausbesitzer im St.Jakob-Quartier hat zum Beispiel eine Asphaltfläche aufgebrochen und sie frisch bepflanzt. Einfach so, um der Stadtbiodiversität mehr Raum und seinen Mieter*innen mehr Lebensqualität zu schenken. Dankeschön!